Gegen globale Ausbeutung: Graffiti und Gesellschaftskritik
Hinweis: Der Wortlaut aus dem Video wird hiermit nachlesbar gemacht.
Direkt zum Video der Fair Trade Jam.
„Es ist wunderschön. Ich mag es übelst mit anderen zusammenzuarbeiten, gerade wie heute. Ich habe mich auch sehr nach diesem Tag gesehnt.“
„Ja, ich hab davon in der Zeitung gelesen, genau, es geht um den Fair Trade Gedanken.“
„It’s HipHop street art.“
20 Graffitisprüher haben sich an einem Workshop zu den Themen Welthandel, Kolonialismus und neoliberale Ausbeutung beteiligt. Am Ende sollte dann ein buntes Wandbild entstehen. Kunst und Gesellschaftskritik gehen nicht zwangsläufig miteinander einher. Im Sommer 2012 wollten wir Graffiti mit einem politischen und globalen Thema – dem Fair Trade Gedanken – verbinden. Das war also für uns alle ein Experiment.
Ein Großteil der Dinge, die wir im Supermarkt auf das Kassenband legen, kommt aus anderen Teilen der Welt. Die Menschen, die im globalen Süden die Sachen produzieren, haben auch eine gerechten Lohn für Ihre Arbeit und Ihre Ware verdient. Sie bekommen jedoch nur selten genug um davon zu leben. Eine gerechte Bezahlung der Produzenten durch faire Preise versprechen die Fair Trade Siegel. Wir finden die Idee gut und richtig auch wenn sich viele von uns die Fair Trade Produkte doch nicht leisten können.
Beim Workshop haben wir diskutiert ob ein fairer Handel überhaupt möglich ist. Einige von uns sind skeptisch und denken dass die Siegel auf den Produkten eigentlich nur Imagekosmetik sind. Im Kapitalismus geht es nunmal nicht um Fairness sondern um Gewinnmaximierung, also die Anhäufung von „Cash“. Für so ein System möchten wir eigentlich keine Werbung machen.
Wir selber wollten die Malaktion so nachhaltig und konsumkritisch wie möglich gestalten. Das heißt wir haben von Malerfirmen Streichfarbe besorgt, die sie nicht mehr brauchen und sonst weg geschmissen hätten. Bei der Siebdruckwerkstatt konnten die Leute ihre Klamotten selbst gestalten ohne einen Cent dafür auszugeben.
„Ich kann alle nur beglückwünschen, die das gemacht haben. Echte Künstler muss ich sagen.“
„Ich find’s halt cool.“
„Das ist genial, das ist klasse. Also wir freuen uns daran und je mehr Wände desto besser.“
Die Ästhetik von Graffiti und Streetart wird heute von einer breiten Masse als Kunst gefeiert. Gleichzeitig benutzen neoliberale Unternehmen diese Ästhetik als Eigenwerbung. Im öffentlichen Raum sind Kunst und Kommerz daher oft kaum noch zu unterscheiden. Ob und für wen wir Werbung machen, entscheiden aber wir.
[Stimme aus den Lautsprechern im Supermarkt:] „Liebe Kunden, jetzt für Sie im Kühlregal: Super freshes Marketing, hippe und kreative Kampagnen, einmalig im Set mit dem „Macker Flavour der Straße“, unterschwelliger Systemkritik und dem unwiderstehlichen Reiz des Verbotenen. Alles natürlich zu fairen Preisen und aus nachwachsenden Sprühdosen designt. Kaufen sie sich glücklich. Nur für kurze Zeit:“
Film von: Tobias Mönch, Christoph Marx, Maria Seemann und Fabian Fess.
Projekt gefördert von: BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Molotow, EPIZ (Entwicklungspolitisches Informationszentrum), ifak (Institut für angewandte Kulturforschung e.V.) und der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers.
Die Produzenten bedanken sich bei: Regina & Roland, Hendrik Meisen, Silke, Farina, Lara & Nett, Tjark, MischA, Demi, Weltladencafé Göttingen, Stilbruch Kollektiv, Martin Klose, … & alle die dabei waren!!
Musik: Electronic Resistance
© Göttingen, Berlin 2017
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